Wertschätzung Empathie

„Das Wunder der Wertschätzung“

Wie wir andere stark machen und dabei selbst stärker werden

Wertschätzung in Zeiten von sozialer Kälte und Ego-Kult ist für den Psychiater Reinhard Haller, Buchautor des im Titel genannten Buches ein Widerspruch zum liebes- und lobesbedürftigen Wesen des Menschen. Der Mangel an Zuwendung macht krank – Individuen wie Gesellschaften. Fehlende Wertschätzung ist nicht nur mit Selbstwertzweifeln und eingeschränktem Sicherheitsgefühl verbunden, sondern begünstigt psychische Probleme, führt zu Beziehungsschwierigkeiten im Privat-, wie im Berufsleben und erhöht die Aggressionsbereitschaft. Nur wer ein stabiles Selbstwertgefühl hat, ist überhaupt in der Lage, den Wert seiner Umwelt anzuerkennen. Wertschätzung der eigenen Person tut genauso gut, wie die des anderen. Wenn sie fehlt, leiden das Ich und das Du.

Erfahren Sie nachfolgend mehr über die Ansichten von Reinhard Haller.

Fehlende Wertschätzung im Arbeitsalltag

Dieses Buch hat ein Psychiater geschrieben und man könnte das Thema damit abtun, dass man auch die Wertschätzung in die Ecke der Psychologie und Psychiatrie stellt. In meinem beruflichen Alltag, in dem ich zunehmend Konflikte in unterschiedlichen Konstellationen begleite, zwischen Führenden und Mitarbeitenden, zwischen Teams, über Hierarchien hinweg oder auch nur horizontal, geht es im Hintergrund, auf der Beziehungsebene immer um Wertschätzung. Oder besser gesagt, um fehlende Wertschätzung.

Achtung und Anerkennung anderer stärkt den eigenen Selbstwert

Wir Menschen sind liebes- und lobesbedürftige Wesen und gleichzeitig, wie Untersuchungen belegen, immer weniger fähig, anderen Menschen mit Wertschätzung zu begegnen. Dabei vergessen wir, dass Achtung und Anerkennung anderer den eigenen Selbstwert stärkt. Nur wenn wir wieder eine Kultur der Wertschätzung entwickeln, wird auch die für das Überleben der Menschen so wichtige Empathie gefördert. Reinhard Haller weist allerdings auch darauf hin, dass wir nicht nur Wertschätzung geben, sondern sie auch mit Entschlossenheit für uns einfordern sollten.

Wertschätzung wirkt Wunder – Mangelnde Wertschätzung führt zu Selbstzweifeln bis zum Burnout, von Unzufriedenheit am Arbeitsplatz bis zu Racheakten und wie wir immer wieder in den Medien lesen dürfen, bis hin zu tödlichen Attentaten.

Empathie – die Reaktion auf die von uns wahrgenommenen Gefühle anderer

Um Wertschätzung leben zu können brauchen wir Empathie, das nicht wertende Eingehen auf andere, das echte Verständnis für den Mitmenschen, egal welcher Herkunft oder Meinung. Sie ist kein Gefühl an sich, sondern eine Reaktion auf die von uns wahrgenommenen Gefühle anderer. Wie gut können und wollen wir uns im beruflichen Alltag in die Gefühle und Bedürfnisse unserer KollegInnen, KundInnen, MitarbeiterInnen hineinversetzten? Empathie ist die Basis für gelingende Kooperation.

Regelmäßige Beziehungsklärung in Teams – mit Wertschätzung

Gerade in der VUCA-World, im Kontext von Agilität und New Work, sind Menschen gefordert, mit und nicht gegeneinander zu arbeiten, zu entscheiden und zu kommunizieren. Man erwartet sich Kooperation, Cocreation, entwickelt neue Meeting- und Entscheidungsformate und spricht gleichzeitig viel zu wenig über Wertschätzung. Gerade auch in so wichtigen neuen Meetingformate wie das „Clear the air Meeting“ von Soulbottles, in dem die Beziehungsebene zwischen den Mitgliedern zum Thema gemacht wird, gibt es ohne gegenseitige Wertschätzung kein gutes Ergebnis.

Kritische Feedbackrunden brauchen grundsätzliche Wertschätzung der Person gegenüber und die Fähigkeit, mich in mein Gegenüber hineinversetzten zu können.

Die emotional verhungerte Gesellschaft

Haller spricht von der emotional verhungernden Gesellschaft und nennt dafür sieben wesentliche Gründe…

  • Leben im Zeitalter des Narzissmus
  • Die Digitalisierung der Emotionen in Form von Icons
  • Die Sucht nach Skandalen und Beschämung
  • Die radikalisierte Sprache
  • Die Maske der Coolness
  • Unser Umgang mit den Alten
  • Der Ehrbegriff in der Krise

Da stellt sich die Frage „Wie halten wir es mit oben genannten Themen?“ Worauf fokussieren wir unsere Aufmerksamkeit. Schreiben wir noch einen Brief, eine Karte, rufen wir andere an oder verschicken wir auch nur noch Emoticons.

Wie gehen wir mit unserer Sprache um? Zugespitzter Sarkasmus und Abwertung anderer wird immer noch als normaler Humor abgetan. Teams verstehen oft gar nicht, wenn ich ihre Art der Sprache und damit auch die sich darin ausdrückende mangelnde Wertschätzung thematisiere. Nochmals: Wertschätzung gehört nicht in die Psychoecke sondern in den ganz normalen Alltag.

Quelle

Reinhard Haller, Das Wunder der Wertschätzung“, Wie wir andere stark machen und dabei selbst stärker werden, GU 2019

Übrigens: Meine Alternative wenn´s um Bücher geht: man muss nicht an den Amazonas reisen:

Bücherecke Belle Arti“, Gunnar Grässl, alpha@erb.at – schickt Bücher kostenfrei zu – und muss davon leben