Selbstwirksamkeitsüberzeugung

Selbstwirksamkeitsüberzeugung – Was uns erfolgreich und zufrieden macht

Ein Blick hinter die Kulissen einer der wesentlichen Persönlichkeitseigenschaften

 

 

Selbstwirksamkeitsüberzeugung

Für alle, die gerade die sozialen Medien beobachten: seit Januar bis April gibt es einen von der großartigen Katharina Krentz gestarteten „Working Out Loud (WOL) – Circle“ auf LinkedIn, mit über 3.500 teilnehmenden Frauen. Zwölf Wochen lang arbeiten wir in kleinen Gruppen remote an unseren persönlichen Zielen. Mein erster Eindruck ist, dass es für viele, auch für mich, um die eigene Sichtbarkeit und Wirksamkeit geht. Als Coach und psychologische Beraterin ist mir relativ bald das Konzept der „Selbstwirksamkeitsüberzeugung“ in den Kopf gekommen. Ein sperriges Wort mit einer großen Wirkung. Das damit gemeinte Vertrauen in uns selbst ist  hier eine  wesentliche Variable. Neugierig? Dann lesen Sie nachfolgend mehr.

 

 

Der Einfluss von Status und Attraktivität auf unseren Erfolg und Zufriedenheit

Die meisten von uns setzen sich zu jedem Jahresbeginn persönliche Ziele. Damit konzentrieren wir uns auf ein Thema, das wir für wichtig erachten. Aber mal ehrlich: Wie häufig dienen diese Ziele nicht nur uns ganz persönlich, sondern verfolgen auch den Zweck, uns anderen gegenüber attraktiver, cooler, brillanter erscheinen zu lassen? In einer Gesellschaft, in der der soziale Vergleich mit anderen eine wesentliche Rolle spielt, geben viele Menschen sehr viel dafür, diesem Vergleich standzuhalten.

Mitarbeiter*innen, Kolleg*innen, Vorgesetzte – Menschen wollen gesehen und geschätzt werden. Warum sonst spielen Statussymbole eine so wichtige Rolle? Natürlich fühlt sich ein edler Pulli auf der Haut gut an, aber er macht eben auch etwas her. Und da spreche ich aus eigener Erfahrung. Außerdem ist es nicht zu unterschätzen, dass solche Symbole wirken. Auch da spreche ich aus eigener Erfahrung. So habe ich einen langjährigen Kunden, für den neben meiner Kompetenz immer schon wichtig ist, welches Auto ich fahre.

Leider können wir uns nicht nur auf Äußerlichkeiten verlassen, auch wenn ihre Wirkung teilweise verblüffend ist. So wissen wir, dass eine Brille jemanden intelligenter wirken lassen kann und körperlich attraktive Menschen auf den ersten Blick kompetenter wirken können. Hier schlägt uns unsere Wahrnehmung in Form von sogenannten „Beurteilungsverzerrungen“ ein Schnippchen. Fazit: Attraktivität in ihrer Vielfalt lässt uns auffallen. Wie eine toll verpackte Schokolade. Aber es kommt natürlich auch darauf an, wie denn die Schokolade an sich schmeckt. Und da passen Erwartung und Ergebnis nicht immer zusammen.

 

Warum manche Menschen ihre Ziele leichter erreichen als andere

Gerade im Beruf geht es am Ende meist um Ergebnisse und Inhalt, zumindest nach meinem Verständnis. Und jetzt wird es interessant. Wie kommt es denn, dass manche Menschen ihre Ziele leichter, ja fast spielend erreichen und andere nicht? Oder, um es mit anderen Worten zu beschreiben, warum sind manche Menschen wirksamer, einflussreicher als andere? Diese Menschen besitzen eine spezielle Fähigkeit nämlich ein hohes Vertrauen in sich selbst. Und damit meine ich ein realistisches Vertrauen und keine narzisstische Überhöhung.

 

Das psychologische Konzept der Selbstwirksamkeit

Die Psychologie nennt diese Kompetenz „Selbstwirksamkeit“ bzw. sie spricht von der  „Selbstwirksamkeitsüberzeugung.“ Menschen mit einer hohen Überzeugung in Bezug auf ihre Wirksamkeit glauben fest daran, dass sie ein neues herausforderndes Ziel erreichen können. Sie lassen sich nicht abschrecken, nur weil sie eine Sache zum ersten Mal machen oder sich Hürden abzeichnen. Für manche wird eine Aufgabe doch erst dann wirklich interessant.

Um ein Beispiel zu nennen: Nur wer davon überzeugt ist, dass er in einem Konflikt seinen Standpunkt nachhaltig und überzeugend vertreten kann, wird das Risiko eingehen, seine Meinung zu äußern und damit die Chance haben, ein Problem zu lösen.

Wünschen wir uns das nicht alle, erfolgreich und wirksam zu sein? Gerade von Führungskräften wird diese Wirksamkeit erwartet und vorausgesetzt. Das ist auch der Grund, warum viele Coachings und psychologische Beratungen sich genau um diese Fragestellung drehen. Wir Frauen sind für diese Selbstzweifel sogar noch empfänglicher als unsere männlichen Kollegen.

Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitsüberzeugung verstärken einander. Je mehr ich an mich glaube, umso sicherer werde ich auftreten und umgekehrt. Warum ist das so? Diese Menschen vertrauen auf sich und ihre Fähigkeiten. Sie sind überzeugt, eine Aufgabe zu schaffen. Sie sind weiterhin überzeugt, dass sie die Ressourcen dafür besitzen und nicht von anderen oder äußeren Rahmenbedingungen abhängen. Ich erinnere mich dabei an einen Klienten, der mir immer wieder erklärte, ein wichtiges Gespräch nicht führen zu können. Konnte er auch nicht, weil er nicht an sich geglaubte.

Mit dieser Einstellung kann das Leben anstrengend werden. Wir leben nicht mehr unser Potenzial, sondern schränken uns in unseren Fähigkeiten ein. Meine Mutter beschloss vor 15 Jahren, dass sie keinen Anschluss mehr an das World Wide Web finden würde. Ihre gleichaltrige Freundin hat genau die entgegengesetzte Entscheidung getroffen. Und Sie können sich denken, was das Ergebnis ist. Mit der Freundin stehe ich in regem Whatsapp-Austausch, mit meiner Mutter sind Gespräche nur am Telefon möglich.

Selbstwirksamkeitsüberzeugung ist also sowohl im Privat- und vor allem auch im Arbeitsleben eine sehr hilfreiche und attraktive Strategie. Und sie steht in engem Zusammenhang mit unserem Selbstwertgefühl.

 

Woran erkenne ich eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung bei mir und anderen?

Menschen mit hohem Vertrauen in sich selbst drücken dies verbal und nonverbal aus. Das erlebe ich in Workshops und Beratungen an klaren Aussagen zur eigenen Überzeugung. Diese Menschen zögern nicht bei der Frage: „Trauen Sie sich das zu?“ Was nicht bedeutet, dass sie gleich von Anfang an einen Plan haben. Aber sie sind sich sicher, einen Plan entwickeln oder eine Kompetenz lernen zu können und Unterstützung zu erfahren.

Folgende Fragen können dabei hilfreich sein:

  • Was traue ich mir grundsätzlich zu?
  • Bei welchen Entscheidungen zögere ich und warum?
  • Wie oft denke ich  „Das kann ich schaffen!“, „Das ist machbar!“ „Darin bin ich gut!“?
  • Was macht mich sicher, eine schwierige Aufgabe meistern zu können? An welche eigenen Fähigkeiten glaube ich dabei?

So bekommen Sie ein Gefühl für Ihre Selbstwirksamkeit. Und so erfahren Sie auch etwas über die Selbstwirksamkeitsüberzeugung bei Ihren Mitarbeitenden.

 

Selbstwirksamkeit als persönliches Entwicklungsziel

Damit bin ich wieder am Ausgangspunkt dieses Postings. Wenn wir uns also mehr Sichtbarkeit, Wirksamkeit, Selbstsicherheit und Einflussnahme wünschen, dann sind diese Themen doch ein spannendes Jahresziel. Oder nicht? Klingt nach einem großen Brocken Arbeit? Ja! Arbeit an sich selbst braucht Zeit und vor allem Wiederholung. Andererseits, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

 

 

Kann man grundsätzlich die Selbstwirksamkeitsüberzeugung bei sich und anderen stärken?

Selbstwirksamkeitsüberzeugung ist eine stabile Persönlichkeitseigenschaft, die sich durch unsere frühe Sozialisierung entwickelt. Aber Achtung, das bedeutet nicht, dass sie nicht veränderbar ist. Persönlichkeitsentwicklung ist hier das Stichwort. Manche Menschen können sich selbständig entwickeln, wenn ihnen ein Thema ein Anliegen ist. Andere nehmen dabei lieber einen Coach mit an Bord.

 

Konzepte zur Erhöhung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung

Nachfolgend stelle ich Ihnen zwei Konzepte vor.

 

1.     Locus of Control – Wen machen wir für Erfolg und Misserfolg verantwortlich?

Eine der ersten Fragen in diesem Kontext ist für mich

  • Trauen Sie sich das grundsätzlich zu?
  • Wo haben Sie eine vergleichbare Situation gemeistert und wie ist das Ihnen gelungen?
  • Welche inneren und äußeren Ressourcen haben Sie dabei unterstützt?

Diese Fragen sind wichtig, denn sie prüfen, ob wir uns die jeweiligen Fähigkeiten   zuschreiben oder vielleicht nur anderen oder einer guten Gelegenheit bzw. Situation. In der Psychologie spricht man von Locus of Control, dem Ort der Kontrolle. Ein interner Locus of Control bedeutet, dass wir die notwendigen Kompetenzen in uns selbst sehen. Das erhöht unseren Optimismus hinsichtlich einer guten Lösung und unsere Motivation sowie die Vielfalt der entwickelten Lösungsansätze.

 

2.     Accomplishment – Eine Möglichkeit, die eigene Selbstüberzeugung zu steigern

Accomplishment ist ein Konzept der Positiven Psychologie, mit dem Ziel, unsere Lebenszufriedenheit zu erhöhen. Es bedeutet eigentlich nichts anderes, als das bewusste Wahrnehmen, wenn man ein Ziel erreicht hat. Man nimmt sich Zeit, das Ergebnis zu würdigen, zu feiern und den Moment des Erfolgs ausgiebig zu genießen. Es bedeutet wahrzunehmen, dass man etwas, wofür man sich angestrengt hat, gut gemacht hat.

Ich bin begeistert, wie einige meiner Klient*Innen/Unternehmen Feste und Erfolge feiern können. Manchmal ist es schön, wenn man es richtig krachen lassen kann, und vor allem, wenn der Erfolg auch benannt wird. Wie sieht es aber mit den kleinen Erfolgen aus? Wie häufig sagen wir dann „Das ist doch selbstverständlich“ oder „Das war doch ganz einfach“. Accomplishment heißt allerdings, gerade auch die kleinen, selbstverständlichen Erfolge zu würdigen. Ganz einfach.

Was hier so einfach klingt, ist Arbeit. Keine Frage. Zum Beispiel im Coaching, ganz penibel auf dem eigenen Beitrag „herumzureiten“. Unglaublich, was da alles an selbstverständlich, aber unterschätzten Kompetenzen sichtbar wird.

 

Probieren Sie es aus

Überzeugen Sie sich doch selbst! Probieren Sie das einfach einmal zwei Wochen lang aus. Bis dahin kommt mein nächster Blogbeitrag, der sich mit dem  verwandten Thema „Selbstwert“ beschäftigen wird. Und: Na klar, Accomplishment zahlt auch auf das Selbstwertgefühl ein!

Quellen:

PERMA-Lead von Markus Ebner, 2019

Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartung, Psychologie in Österreich 5 / 2020, Josef Egger